Wuppertal ist keine Garnisonsstadt mehr


Mit der Übergabe der Regimentsfahne endete nach 65 Jahren die Geschichte der Militär-Präsenz in Wuppertal. (Foto: ww)

Die letzten Soldaten verabschiedeten sich mit einer kleinen Feier

(von Wolfgang Wohlers)
“Wenn Sie wissen möchten, wie mir zu Mute ist, dann schauen Sie nach draußen”, mit diesen Worten begrüßte Oberstleutnant Hans-Werner Busse die Gäste der kleinen Abschiedsfeier in der Generaloberst-Hoepner-Kaserne, während vom Himmel wieder einmal ein kräftiger Regenschauer niederging.

Sichtlich bewegt stellte er fest: “Mit dem heutigen Tag der Auflösung des Gemischten Flugabwehrregimentes 1 verliert Wuppertal den Status als Garnisonsstadt.”

Die Soldaten hätten sich in den mehr als 40 Jahren, in der die Bundeswehr - “die Armee, die dazu beigetragen hat, dass Deutschland seit 50 Jahren in Frieden und Freiheit lebt” - an der Parkstraße stationiert war, hier sehr wohl gefühlt, betonte Oberstleutnant Hans-Werner Busse, der aber auch kritisch anmerkte: “Das Verhältnis zur Stadt Wuppertal war jahrelang nicht schlecht - es war gar nicht da.”

Nun gehe es darum, aus dem Ende einen Anfang zu machen und die Chance zu nutzen, Wuppertal wirtschaftlich weiter zu entwickeln. “Wir wünschen uns, dass in den politischen Gremien sehr schnell Tatkraft und Weisheit Einzug hält, damit hier Arbeitsplätze geschaffen werden”, so der letzte Standortälteste.

Wichtig ist den Soldaten, dass in Wuppertal ein Zeugnis ihres Wirkens erhalten bleibt. Daher wurden in der letzten Woche drei Gedenksteine aus der Kaserne in das Gelände der ehemaligen Sagan-Kaserne auf dem Freudenberg umgesiedelt.

Militärisch bedeutet der 30. Juni 2003 das Ende des Flugabwehrregimentes 1, dessen Nachfolger nun das nicht aktive Flugabwehregiment 7 in Düsseldorf wird, das nur noch im Fall der Mobilmachung mit Personal ausgestattet wird. Mit der Übergabe der Regimentsfahne an den ebenfalls früher in Ronsdorf aktiven Oberstleutnant Rudolf Wilkowski wurde der Übergang besiegelt. Am Ende des Nachmittags wurde dann auch die Bundesdienstflagge am Kasernentor ein allerletztes Mal nierdergeholt.

Bürgermeister Peter Jung betonte in seinem Grußwort den mit dem Abzug der Bundeswehr verbundenen Verlust der Wirtschaftskraft für die Stadt und versprach, sich persönlich um die Pflege der Gedenksteine zu kümmern.
Für den mit der Kaserne verbundenen Offizier-Verein formulierte Oberstleutnant a. D. Hanno Lengsfeld kritische Worte in Richtung Stadtspitze. Man hätte sich gewünscht, dass nicht die Nazi-Zeit, sondern das Wirken der Bundeswehr in den Verlautbarungen Erwähnung gefunden hätte.

Eine wichtige Rolle bei der Feier spielte auch der Förderverein der Kaserne, der die Bewirtung der Gäste übernommen hatte, da die Bundeswehr dafür kein Geld ausgeben wollte.

Für Oberstleutnant Busse schließt sich mit der Übernahme der nächsten Aufgabe im Verteidigungsbezirkskommando 35 in Augustdorf der Wirkungskreis. Nach mehr als 37 Jahren kehrt er in die Nähe seiner Heimatstadt Detmold zurück.



RSB-Archiv
04.07.2003

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